
Dies ist der zweite Teil der Trance-Reise: Persephones Wiederkehr.
Zur Herbsttagundnachtgleiche* steigt die Göttin wieder in das Reich des Hades zurück. In der Mythologie wird durch Persephones Auf- und Abstieg der Wechsel der Jahreszeiten ausgelöst.
Hier eine kleine Trace-Reise um sich auch im Herbst mit dem Mythos zu verbinden:
Führe diese mentale Projektion an einem geschützten Ort durch, schaffe einen heiligen Raum, je nach deiner Tradition. Oder führe diese Projektion an einer Wegkreuzung oder einem anderen Schwellenort durch. Ein guter Zeitpunkt für diese Projektion ist die Herbsttagundnachtgleiche.
Ablauf:
Nachdem du um dich einen heiligen und geschützten Raum geschaffen hast, geh in eine leichte Trance. Stell dir vor du würdest tiefer und tiefer in die Erde sinken, fühlen das Sinken in die Tiefe.
Wenn du in der Trance bist, fühle in deinen Körper hinein. Stell dir vor, deine Seele tritt aus deinem Körper heraus, fühle wie du deinen Körper verlässt. Stell dir bildlich vor wie du in deinem heiligen Raum stehst. Dreh dich um und sehe deinen Körper an, wie er ruhig da sitzt oder liegt. Achte auf deine Eindrücke und Gefühle.
Stell dir vor du würdest leichter und leichter werden und du beginnst zu schweben, du steigst stetig nach oben, bis du dein Heim verlässt. Fühle die kalte Nachtluft, sieh die Sterne über dir leuchten.
Lass dich einfach ziellos durch die Nacht treiben, wie ein leichter Same im Wind.
Ein Nebel zieht auf und du bist vollkommen von Nebelschwaden umgeben, du siehst nichts als Nebel. Du wirst schwerer und schwerer und sinkst langsam wieder zu Boden, fühle wie du den Erdboden mit deinen Füßen berührst, fühle wie du wieder fest auf der Erde verankert bist. Um dich herum ist nichts als Nebel. Dieser beginnt dünner und dünner zu werden bis er sich lichtet und du wieder klar sehen kannst.
Du stehst auf einer Wegkreuzung. In tiefes Zwielicht gehüllt. Die Sonne ist schon längst untergegangen und die Sichel des neuen Mondes leuchtet am westlichen Himmel. Auch der Abendstern ist schon aufgegangen. Bald wird die Dämmerung enden und die Nacht wird die Welt mit ihren dunklen Schleiern bedecken. Um dich herum sind Felder, leer und abgeerntet. Einer der Wege, die von der Wegkreuzung abzweigen, führt zu einem Waldrand, auf einem sanften Hügel. Uralte Weiden, Pappeln, Eiben und Zypressen wachsen in diesem Wald. Alles heilige Bäume der Hekate und der Unterwelt. Du stehst mitten auf der Wegkreuzung, die Felder sind mit tiefliegendem Bodennebel bedeckt. Du schaust zum Waldrand hinüber. Vor dem Waldrand erkennst du eine Öffnung im Erdboden, wie eine Spalte, breit genug um hindurch gehen zu können und aus dieser Spalte fließt ein Rinnsal und ergießt sich aus der Erdspalte, als kleiner Strom, den Hügel hinab in die Felder. Du willst zu der Quelle gehen, doch die Erde beginnt zu beben und Hunde heulen in der Nacht. Du bleibst wie angewurzelt auf der Wegkreuzung stehen.
Du drehst dich um und siehst auf dem Weg hinter dir, zwei Lichter auf dich zukommen. Zwei brennende Fackeln. Je näher sie kommen, desto heller wird ihr Licht.
Eine schöne junge Frau hält diese Fackeln. Sie ist in weiße, strahlende Gewänder gehüllt. Sie trägt goldene Sandalen und über ihre Schultern ist ein gelber Schleier gelegt. Ihr Haupt ist mit scheinenden Sternen gekrönt.
Das Licht der Göttin erhellt die einbrechende Dunkelheit. Hekate schreitet auf dich zu und instinktiv machst du der Göttin platz, du gehst einen Schritt zurück, so das sie Wegkreuzung für sie frei ist.
Während sie auf dich weiter zugeht, siehst du, dass zwei weitere Göttinnen hinter Hekate herschreiten. Eine trägt ein weißes Gewand, sie ist strahlend und schön. In ihre haselnussbraunen Haare sind Getreideähren geflochten und Mohnkapseln. Du erkennst das diese Göttin Persephone ist. Neben ihr schreitet ihre Mutter, die Göttin Demeter, sie trägt ein grünes Kleid und einen braunen Schleier über ihrem Haupt, eine Krone aus Getreideähren und Mohnkapseln krönt ihr Haupt.Sie wirkt traurig, doch erhaben und voller würde.
Die Göttinnen schreiten an dir vorbei, so als würden sie dich gar nicht beachten. Und alle drei schreiten auf die Pforte der Unterwelt zu. Hekate erreicht als erste die Pforte und beleuchtet den Eingang mit ihren Fackeln. Demeter und Persephone bleiben im Licht der Fackeln stehen, betrachten die Pforte und fallen sich in die Arme. Sie verabschieden sich voneinander. Hekates Fackeln erhellen diese innige Umarmung. Du schaust von den Göttinnen, die sich noch immer Arm in Arm liegen, zu Hekate. Sie hat sich verändert. Sie trägt jetzt ein schwarzes Gewand, dunkle metallische Sandalen und in ihrem schwarzen, gelösten Haar, winden sich lebende Schlangen. Doch weiterhin trägt sie den gelben Schleier über ihren Schultern. Du hörst ihre Stimme: „ Es ist Zeit, die Schwelle zu überschreiten,um in der Dunkelheit zwischen den Schatten wiedergeboren zu werden.“ Ihre Stimme ist mild und mitfühlend, aber bestimmend und voller Weisheit.
Persephone befreit sich von den Armen ihrer Mutter und geht auf das Licht von Hekates Fackel zu. Sie blickt in die Pforte zur Unterwelt. Dann dreht sie sich nochmals zu ihrer Mutter, du kannst Persephone jetzt direkt ins Gesicht sehen. Sie ist strahlend schön und voller Leben. Sie streift den weißen Schleier ihres Gewandes über ihr Haupt, dieses verschwindet wie hinter einer weißen Kaputze. Ihr Gesicht ist nicht mehr zu sehen. Hekates Fackeln flammen kurz auf und aus Persephones weißem Gewand ist ein schwarzes geworden. Schwarz verschleiert steht die Königin der Unterwelt vor dir, ihr Gesicht ist verborgen. Hekate schreitet mit ihren Fackeln in die Dunkelheit und Persephone geht hinter ihr her. Sie gehen in die Tiefen der Erde, hinab in die Unterwelt. Das Licht von Hekates Fackeln scheint noch einige Zeit aus der Pforte hinaus, der kleine Strom der aus dieser Höhle entspringt, leuchtet rötlich, dann verblasst das Licht und der Strom ist dunkel, ebenso wie die Höhle. Die Nacht ist angebrochen, der Mond ist versunken und die Sterne erhellen die Nacht. Demeter geht schweigend von der Höhle fort. Das Laub der Bäume beginnt zu welken, die Natur wird sterben, um wiedergeboren zu werden, wenn Persephone aus der Unterwelt zurück kehren wird. Überall um dich herum hörst du Wehklagen. Die Nymphen und Dryaden beklagen das verschwinden von Persephone und trauern zusammen mit Demeter. Du fühlst einen Sog der von der Pforte zur Unterwelt ausgeht. Die Strömung der Quelle verändert sich, jetzt fließt die Quelle nicht mehr aus der Höhle hinaus in die Felder, sonder ein kleiner Rinnsal fließt aus den Feldern in die Höhle hinein, zu den Tiefen der Unterwelt. Du kannst das Wasser fühlen, wie es zu der Unterweltpforte fließt. Du spürst einen starken Sog aus dieser Pforte, wie einen unsichtbaren Strudel, der alles Leben in die Tiefe ziehen will. Doch du stehst sicher. Übergib diesem Sog, diesem Strudel, negative Energien aus deinem Leben, deine Sorgen und deinen Kummer. Lass sie Los, befreie dich durch den Sog von allem negativen Ballast. Du wendest deinen Blick ab, von der Pforte und gehst in die entgegengesetzte Richtung. Ohne dich umzudrehen gehst du von der Unterweltpforte hinfort, befreit und gereinigt.
Die Nebel über den Feldern breiten sich aus, werden dichter und dichter, hüllen dich ein. Du kannst nur noch grauen Nebel sehen. Plötzlich lichtet sich dieser und du bist du wieder in deinem heiligen Raum und siehst deinen Körper vor dir. Geh in ihn hinein und öffne die Augen.
Nach dieser Projektion kannst du den Göttinnen und den Geistern der Unterwelt Opfergaben bringen.
* Die Frühlingstagundnachtgleiche und die Herbsttagundnachtgleiche sind moderne Varianten, den Auf- und Abstieg der Persephone zu zelebrieren. In der Antike variierte dieses Datum und wurde jedes Jahr im Februar oder März und August oder September gefeiert. Wobei der Termin im Februar/März ihren Aufstieg aus der Unterwelt markiert und ihr Abstieg im August/September gedacht wurde.
