In der letzten Nacht habe ich, wie jeden Monat, Hekate und ihren Geistern ein Mahl auf eine Wegkreuzung gebracht.
Das Deipnon (Abendmahl) an Hekate zelebriere ich jetzt, seit ich 14 bin. Natürlich hat sich das, was ich gemacht habe über die Jahre etwas geändert und angepasst, aber bis ich vor zwei Jahren in unser Haus gezogen bin, habe ich dieses Ritual immer an der selben Wegkreuzung durchgeführt. Seit ich hier lebe, war ich auf verschiedenen Kreuzwegen hier im Ort (mehr dazu hier) bis ich hier auch in den letzten Monaten immer wieder zu der selben Kreuzung gegangen bin.
Im Moment bin ich in einer Phase des Übergangs und der Veränderungen, nicht nur im Berufsleben (nicht nur ein Arbeitgeberwechsel, sondern auch ein anderes Arbeitsfeld) sondern auch im Innenleben, verändere ich mich. Das Deipnon an Hekate ist ein Zeit des Übergangs, ein Schwellenzeitpunkt und dieses Mahl symbolisiert das verbannen und loslassen vom Alten, von negativen Einflüssen. Und gleichzeitig ein Übergang, in all das was neu ist. Und dieses mal hatte ich das Gefühl, das sich nach diesem Deipnon vieles verändern wird für mich.
Ich habe gestern Abend erst meinen Hekate Schrein und auch die anderen Schreine im Haus gereinigt und am Vormittag das Haus ausgeräuchert. Die Reste von den Kräutern, die auf den Schreinen lagen und die Reste der Räucherungen habe ich in einen kleinen Kessel getan um diese später mit auf die Wegkreuzungen zu bringen. Ich habe Zwiebeln und Knoblauch gesegnet und diese benutzt um das Heim zu reinigen (diese sollen symbolisch negative Emotionen, Energien und Einflüsse in sich aufnehmen, so dass unser Heim befreit wird).
Dann habe ich in der Nacht die Opfergaben für Hekate bereitgelegt, ein Ei, Eierkuchen, Honig, ein Brötchen und Milch.
Ich habe die Opfergaben, die Kräuter- und Räucherreste, die Zwieblen und die Knoblauchknolle eingepackt und wollte mich mit meiner Laterne auf den Weg machen. Dabei ist mir bewusst geworden, dass jetzt erstmal das letzte Deipnon sein wird, das ich so zelebrieren werde, allein, nur die Göttin, ihre Geister und ich. Denn ab jetzt werde ich dieses Deipnon mit anderen feiern (mehr dazu hier) und als sich darüber nachgedacht habe, hat sich mein Weg verändert. Statt den Hügel zu der Wegkreuzung hinaufzusteigen, an der ich in den letzten Monaten war und an der auch bald das Deipnon als Gruppe zelebriert werden wird, bin ich in unser Auto gestiegen und wieder in die Nähe meiner alten Wegkreuzung gefahren.
Ich habe zwei Jahre lang dort keine Rituale mehr gemacht und als ich den Feldweg zu dem Kreuzweg hinaufgegangen bin, habe ich mich stark in die Zeit vor dem Umzug zurück gesetzt gefühlt. Ich dachte wenn ich auf der Kreuzung ankomme, wird es sich wie ein nach Hause kommen anfühlen. Doch dem war nicht so. Als ich mich in den Ort reingefühlt habe und mich mit den Genii Loci (Geister von Orten) verbunden habe, habe ich mich nicht gerade willkommen gefühlt. Nachdem ich den Geistern dann etwas Milch und Honig geopfert habe und ihnen mitgeteilt habe, was ich vorhabe, hat sich dies zwar verbessert, doch ich glaube das Deipnon dort war ein Abschied für mich, von diesem Ort und dem Alten.
Das Ritual war schön, ich habe mich mit der Göttin verbunden und ihr die Opfergaben auf die Kreuzung gelegt. Habe mich von Altem befreit um in all das wiedergeboren zu werden, was neu ist. Und bin dann nach dem Ritual noch etwas durch die nächtlichen Felder gewandert. Die Nacht war sternenklar und trotzdem recht mild. Ich bin einen Weg entlanggegangen, auf dem viele Weiden wachsen. Die Blüten der Weiden haben wunderbar geduftet, die Nachtluft wer erfüllt von diesem intensiven Duft, den ich so bisher nie, so stark wahrgenommen habe.
Heute werde ich meine Schreine wieder neu einrichten und jetzt erstmal das herrliche Wetter und die Sonne genießen.