Den folgenden Text hatte ich bereits vor einiger Zeit veröffentlicht. Ich habe ihn etwas bearbeitet. Hier die neue Version:
Diese Text beschreibt die Rolle der Göttin Hekate in den chaldäischen Orakeln und der Theurgie des Neoplatonismus. Ich beschreibe die Rolle der Göttin aus meinem eigenen Verständnis dieses „Systems“ heraus. Auch durch meine Verbindung zu Hekate und meine Erfahrungen mit ihr.
Die chaldäischen Orakel sind Offenbarungstexte, die in Invokationen durch die Gottheiten offenbart wurden- besonders durch Hekate und Apollon (der mit dem zweiten Licht gleichgesetzt wird). Die chaldäischen Orakel sind nur in Fragmenten erhalten, besser erhalten sind die Schriften verschiedener Philosophen über diese und deren Interpretationen der Orakel.
In den chaldäischen Orakeln der Spätantike ist Hekate eine sehr wichtige Göttin. Sie ist dort die große hyperkosmische Göttin, aus dem Absoluten-Reinen-ersten Vater-ersten Feuer entsprungen, dem urgöttlichen Sein. Sie ist die erste Göttin die aus diesem Zustand herausgetreten ist. Die Kraft und das Licht des Ursprungs erfüllen die Göttin- oder sind in ihrem Inneren enthalten, das Potential und die Kraft dieses Zustandes erfüllt sie. Durch diese Kraft befruchtet entspringt aus ihr das zweite Licht, dass die Dunkelheit erhellt (denn das erste Licht ist in ihrem Inneren verborgen). Die Göttin vereinigt sich dann mit diesem Licht und aus dieser Vereinigung entspringen die Welten, die Weltseele, die Natur, die Notwendigkeit und das Schicksal.
Das erste Feuer– das Urgöttliche ist von den Welten getrennt, das zweite Feuer und sein Licht (Apollon, Helios) erfüllt die Welten, Hekate verbindet und trennt gleichzeitig die zwei Lichter/Feuer und auch die Welten (kosmische Welt und Hyperkosmische Welt)
Im den chaldäischen Orakeln wird zwischen der Hyperkosmischen Welt und der Kosmischen Welt unterschieden. Die Hyperkosmische Welt ist der Zustand des ersten Feuers, nicht in die Schöpfung und die kosmische Welt eingewoben, unveränderlich und ewig. Die Kosmische Welt ist veränderlich, aber durch die Göttin Hekate und ihr Licht (das zweite Feuer) vom göttlichen Geist erfüllt.
Die Kosmische Welt besteht aus drei Ebenen- empyreische Ebene- ätherische Ebene, materielle Ebene.
Die empyreische Ebene ist die „Höchste“ , das Reich des Göttlichen, die Götter in ihren hohen Formen/Aspekten haben hier ihren Ursprung, und in seiner höchsten und reinsten Form geht das empyreische Reich in die hyperkosmische Welt über. Hekate erscheint hier als kosmische Göttin, sie ist die Hüterin der Schwelle zum hyperkosmischen Reich. Durch sie kann das Urgöttliche in seiner hyperkosmischen Ebene erreicht werden, da auch sie in ihrer höchsten Form diesem Reich angehört (als Hekate-Soteira). Hekate ist in dieser Ebene die Mutter aus der die kosmische Ebene entsprang, dadurch ist sie zugleich außerhalb der kosmischen Ebene, wie auch in ihr, transzendent und immanent. Das zweite Feuer erfüllt die empyreische Ebene als reines gestaltloses Licht, das Licht der Göttin, dass aus ihr entsprungen ist. Aus ihr entspringen in dieser Ebene auch die Iynges- Daimonen die als Mittler zwischen den Ebenen dienen und für Transformationen sorgen. In den niederen Sphären dieses Reiches haben die mythologischen Götter ihre Ebene. Die niederen Ebenen der empyreischen Sphäre geht in die ätherische Ebene über. In den hohen Ebenen der empyreischen Sphäre erscheint Hekate als Göttermutter und Soteira (Erlöserin) und in den niederen Sphären der empyreischen Ebene offenbart sie sich auch in ihren klassischen Gestalten, wie sie in der griechisch-römischen Antike wahrgenommen wurde. Beispielsweise als Lichtbringende Jungfrau (Phosphoros), Nährerin des Lebens (Kourotrophos) und die schutzspendende Hüterin der Pforten (Propylaia) auch als die Königin der Hexen, Göttin der Magie und Zauberei, der Nekromantie etc..
Die ätherische Ebene ist das Reich, dass im modernen Okkultismus als Astralebene bezeichnet wird. Die ätherische Welt ist das Reich der Geister, Ahnen, mythologischen Wesen, auch die Ätherische Kraft ( Pneuma) gehört dieser Ebene an. Ebenso die Elemente. Hekate erscheint in der ätherischen Ebene als Weltseele, sie erfüllt die ätherische Welt und belebt diese mit ihrer Kraft, sie ist die Mutter der Geister, Daimonen und der individual Seelen. In der Spätantike wurde Hekate im Neoplatonismus in der ätherischen Sphäre vor allem mit dem Mond in Verbindung gebracht, die ätherische Ebene wurde auch als sublunare Ebene bezeichnet. Denn dieser galt als ein Übergang von der ätherischen zu der empyreischen Ebene. Er wurde auch als ein Tor in das Reich der Toten gesehen und Hekate wurde als eine Art Richterin aufgefasst, die entscheidet welche Seelen in das Reich der Toten gehen, oder in die höheren Sphären aufsteigen, oder in der materiellen Ebene erneut inkarnieren. Das Licht der Göttin ist in der ätherischen Ebene das Licht der Sonnen- und Lichtgötter. Die ätherische Ebene geht in die materielle Ebene über.
In der materiellen Welt offenbart sich Hekate in der Natur, die Natur ist eine Verkörperung von ihr, in den Orakeln wird die Natur als ihr Umhang/Mantel bezeichnet, der sie umgibt. In der neoplatonischen Philosophie wird Hekate in diesem Aspekt als Physis bezeichnet- sie ist die Göttin die die Seele und den Geist des Menschen an den Kosmos bindet, sie ist die Herrin über Erde, Himmel und Meer. Die neoplatonischen Philosophen wollten sich durch ihr asketisches Leben ihrem Einfluss und ihren Verlockungen widersetzen, um ihren höheren Aspekt als Soteira (Erlöserin) näher zu kommen. Da Hekate gleichzeitig in ihren niederen Aspekten den Geist an den Kosmos bindet und in ihren höheren Aspekten der Übergang zum Reinen und Absoluten ist- dem ersten Vater-Urgöttlichen. Das kosmische Licht der Göttin ist in der materiellen Welt das Licht der Sonne.
Die Kraft und die Liebe der Göttin erfüllen alle Welten und schaffen eine Harmonie und Symphathie, alles ist durch diese Kraft mit allem verbunden.
Auch das Verständnis der Seele ist hier anders, als unser modernes christlich beeinflusstes Seelenbild. Die Seele ist nicht der unsterbliche Teil des Menschen, dies ist der göttliche Geist. Die Seele ist ein Bindeglied zwischen dem göttlichen Geist, unserem göttlichen Funken und der materiellen Welt (dem physischen Körper). Ebenso wie die ätherische Ebene ein Bindeglied zwischen der materiellen und der empyräischen Ebene ist. Der göttliche Geist gehört somit der empyreischen Ebene an, die Seele der ätherischen und der physische Körper der materiellen Ebene.
Die Theurgie der Spätantike hatte zum Ziel die Seele des Theurgen mit seinem göttlichen Geist in Einklang zu bringen, um dann nach dem Tod nicht mehr in das kosmische werden und vergehen eingebunden zu sein, sondern durch Hekate-Soteira in den ersten Vater-erstes Licht- das Urgöttliche einzugehen.
Die Theurgie ist ein rechtshändiger Pfad, neben dieser existierte in der Antike auch noch ein linkshändiger Pfad, die Thamaturgie- magische Praktiken die auf das irdische Leben gerichtet waren. Auch bei diesen Praktiken spielte Hekate eine wichtige Rolle und galt in der Antike sogar als die Königin und Schutzpatronin der Hexen. Wobei ich hier anmerken will, dass der linkshändige Pfad nicht unbedingt böse ist und der rechtshändige Pfad gut. Der rechtshändige Pfad, ist auf das höhere gerichtet, aus dem irdischen Leben hinaus, will transzendieren und den Praktizierenden von dem Inkarnieren und der materiellen Welt lösen, asketischer Lebensstil um sich von den Verbindungen zurWelt zu lösen und sich dem Göttlichen zu öffnen. Der linkshändige Pfad ist auf die Welt gerichtet, lebensbejahend, das göttliche erfüllt die Welt, Freude und Ekstase können einen mit dem göttlichen verbinden. Aus meiner Sicht sind es zwei Wege zum selben Ziel- sich mit dem Göttlichen zu verbinden, denn alles was oben ist, ist auch unten- Soteira und Physis sind eins.
Ich verstehe Hekate in diesem System als eine Art Weltenbaum, sie erfüllt alle Ebenen des Seins, trennt und verbindet die Welten gleichzeitig und sie ist an dem tiefsten und dem höchsten Punkt des Kosmos und gleichzeitig auch außerhalb. Sie ist an den Schwellen von hyperkosmischer un kosmischer Realität und auch an den Schwellen zwischen den drei kosmischen Ebenen des seins. Die Weltseele entspring aus ihr und gleichzeitig ist sie die Weltseele und sie ist die Natur und gleichzeitig entspringt die Natur aus ihr.Ebenso ist sie auch eine Göttin die außerhalb der Schöpfung existiert- immanent und transzendent.
Das Bild der Hekate ähnelt in dieser Weltanschauung stark dem modernen Bild der großen Göttin. In der modernen Mythologie ist die große Göttin aus dem Urgöttlichen entsprungen, hat aus sich selbst heraus den Gott geboren und aus der Vereinigung mit ihm die Welten. Sie ist die Natur, alles ist ein Teil von ihr und alles wird von ihrem Geist erfüllt.
Genauso verstehe ich Hekate in diesem System und meine persönliche Erfahrung mit ihr spiegelt dies wieder.
Die modernen Sichtweisen über die große Göttin sind auch durch die Lehren der Renaissance geprägt, welche durchaus durch die chaldäischen Orakel und die neoplatonische Theurgie geprägt wurden. So kann dort durchaus eine Verbindung bestehen.